Lohnt sich ein Stromspeicher?

Stromspeicher – eine Entscheidungshilfe

Eine, wenn nicht sogar die größte, Kontroverse in der Photovoltaikwelt: lohnt sich ein Stromspeicher? Das liegt ganz einfach daran, dass diese Frage nicht einfach mit ja oder nein beantwortet werden kann, oder doch? Eins ist auf jeden Fall sonnenklar, ein Speicher lohnt sich für den Verkäufer und den Hersteller, denn er verdient damit sein Geld. In diesem Artikel soll es aber darum gehen, ob sich ein Speicher für DICH lohnt. 

Am Anfang war das Wort und in diesem Fall geht es um das Wort „lohnen“. Jeder interpretiert das Wort womöglich auf seine ganz eigene Art und verbindet damit die unterschiedlichsten Absichten. 

Die eine Bedeutung des Wortes „lohnen“, ist eine rein wirtschaftliche oder finanzielle Betrachtungsweise. Ob das bei einem Speicher der Fall ist kann man sehr gut ausrechnen. Man rechnet sich die Ersparnis aus und setzt diese ins Verhältnis zu den Anschaffungs- und Wartungskosten. Hier eine Beispiel-Rechnung dazu: 

Ausgangslage: Speicher mit einer Kapazität von 10 kWh für 9.000€ netto fertig installiert. 

Vollzyklen pro Jahr: 250 (meistens weniger und selten mehr) 

250 Vollzyklen x 10 kWh – 10% Verluste = 2250 kWh pro Jahr 

2250 kWh x 0,3 Cent Strompreis = 675€ Stromkostenersparnis pro Jahr. 

Ein wichtiger Punkt fehlt allerdings noch: Die 2250 kWh hätte man verlustfrei Einspeisen können und hätte dafür eine Einspeisevergütung von ca. 8 Cent bekommen. Also: 

2500 kWh x 0,08€ Einspeisevergütung = 200€ Einspeisevergütung pro Jahr 

675€ Stromkostenersparnis pro Jahr – 200€ entgangene Einspeisevergütung = 475€ Ersparnis pro Jahr. 

Ergebnis: Es ergibt sich eine Amortisationszeit (9.000 / 475) von 19 Jahren. Wenn ich jetzt noch die Wartungskosten einrechne und die sinkende Batteriekapazität über die Jahre, ergibt sich eine Amortisationszeit von weit über 20 Jahren. Ein vernichtendes Bild was die rein wirtschaftliche und finanzielle Betrachtung eines Stromspeichers angeht.

Aber warum werden so viele Stromspeicher in Deutschland installiert? Insgesamt sind es ja schon um die 250.000 bis Ende 2020. Und jedes Jahr kommen derzeit rund 50.000 neue dazu. 

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Zum einen liegt es an den guten Absichten der Anlagenbetreiber. Vielen macht es einfach Spaß den überschüssigen Solarstrom am Tag zu speichern und in der Nacht oder bei schlechtem Wetter zu verbrauchen. Das bereitet wirklich sehr vielen eine große Freude und Befriedigung, denn von März bis November hat man wenig bis keinen Strombezug und das gute Gefühl ein Stück weit unabhängig zu sein. 

Zum anderen wird falsch oder lückenhaft beraten. Es wird zum Beispiel oftmals nur das Gesamtsystem, Photovoltaikanlage + Speicher, betrachtet. So kann man dann auch einen Speicher einigermaßen wirtschaftlich darstellen, denn eine PV-Anlage hat in der Regel eine Amortisationszeit von 10 Jahren (+-20%). Bei der Betrachtung des Gesamtsystems (PV + Speicher) ergibt sich dann eine Amortisationszeit von 15 Jahren (+-20%). 

Leider müssen hier auch die sogenannten „schwarzen Schafe“ erwähnt werden. Hier spreche ich nicht von einer falschen oder lückenhaften Beratung, sondern von einer bewussten Manipulation der Zahlen. Es wird dann nicht mehr mit realistischen Zahlen argumentiert, sondern mit übertriebenen positiven Werten. Und die entgangene Einspeisevergütung wird einfach weggelassen. Das sind glücklicherweise die wenigsten Anbieter, aber wir treffen immer wieder auf solche Marktteilnehmer und es ist einfach so schade, wenn der Anlagenbetreiber nach zwei Jahren feststellt dass das Ergebnis einfach nicht eintrifft wie besprochen. 

Eine gute Ausgangslage haben Anlagenbetreiber, wenn die Photovoltaikanlage über 10 kWp groß ist und der Strombedarf pro Jahr über 10.000 kWh beträgt. Dann bekommt man auch den Speicher in einen wirtschaftlichen Kontext und der Spaß an der Unabhängigkeit ist ohnehin Lifestyle pur und unterstreicht einen nachhaltigen Lebensstil.

Fazit: Jemand der ehrlich beraten wird und rechnen kann, wird sich aus wirtschaftlichen oder finanziellen Gründen sehr schwer tun in einen Speicher zu investieren. Kommt aber der Spaß am solarstrom-speichern in den Vordergrund und die Freude an der erhöhten Unabhängigkeit, weil von März bis November nur sehr wenig bis gar kein Strom bezogen werden muss, dann darf hier durchaus investiert werden. Zu erwähnen sind noch besondere Fälle, wenn jemand eine Absicherung für den Fall eines längeren Stromausfall wünscht. Das sind dann sogenannte Backup-Systeme mit Notstromversorgung. Vielleicht möchtest Du aber auch ein Haus im KfW-Standard 40 Plus bauen. Dann muss ein Speicher in der entsprechenden Größe installiert werden um die Förderung und den Standard überhaupt erst möglich zu machen. Hier führt dann kein Weg an einem Speicher vorbei. 

Eine weitere Ausnahme, wenn es darum geht, ob sich ein Speicher lohnt. Ist das sogenannte „peak-shaving“ im gewerblichen Bereich. Der Speicher dient hier in der Hauptsache zum Kappen von Lastspitzen und somit zur Senkung des Strompreises. Amortisationszeiten von 5-6 Jahren sind hier keine Seltenheit. Diesem speziellen Bereich der Photovoltaik, dem peak-shaving, wird zurecht ein sehr großes Wachstumspotenzial vorhergesagt. 

Ich hoffe mit diesem Artikel kannst Du jetzt besser einschätzen ob sich die Investition in einen Speicher für DICH lohnt. Gerne begleiten wir Dich auf dem Weg zu Deiner Photovoltaikanlage und Deiner persönlichen Energiewende, egal ob mit oder ohne Speicher. 

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